Am vergangenen Wochenende hatten wir Klassentreffen, Einer der Ehemaligen ist nach Norwegen ausgewandert und beim ordern des nächsten Bieres erzählte er davon, dass er normalerweise gar nicht so ein Portemonnaie benutzt. Er braucht in Norwegen nur ein kleines Etui, das nur Platz für Kreditkarten und keinen Cent in Bar bietet.
Witzigerweise ist heute überall in den Medien, dass die Deutschen noch sehr an ihrem Bargeld festhalten, während in anderen Ländern fast überwiegend mit Karte gezahlt wird. Und ich liebe meine Karten ja auch. Bargeld ist mir einfach nicht übersichtlich genug. Andere Menschen sehen das anders und so ist doch jeder individuell.
Das Zahlverhalten der Deutschen
In Deutschland spielt Bargeld nach wie vor eine zentrale Rolle im täglichen Leben. Viele Deutsche bevorzugen es, ihre Einkäufe mit Münzen und Scheinen zu bezahlen. Dieser Trend ist tief in der Kultur verwurzelt und wird durch verschiedene Faktoren gestützt:
- Vertrauen in Bargeld: Viele Deutsche sehen Bargeld als die sicherste und verlässlichste Form des Geldes. Es gibt keine technischen Hürden, keine Gefahr von Hackerangriffen und keine Abhängigkeit von elektronischen Systemen.
- Privatsphäre: Bargeldtransaktionen sind anonym und hinterlassen keine digitalen Spuren. Für viele ist dies ein wichtiges Argument, besonders in einer Zeit, in der Datenschutz immer mehr an Bedeutung gewinnt.
- Gewohnheit: Die Vorliebe für Bargeld ist auch eine Frage der Gewohnheit. Viele ältere Menschen, die in einer Zeit aufgewachsen sind, in der digitale Zahlmethoden noch nicht verbreitet waren, halten an Bargeld fest.
- Akzeptanzstellen: In vielen kleinen Geschäften, Bäckereien und Restaurants wird immer noch bevorzugt Bargeld akzeptiert. Die Umstellung auf Kartenzahlungen ist für einige dieser Unternehmen mit hohen Kosten verbunden. Bargeld und Banktransaktionen kosten auch Geld, sind aber erstmal nicht so sichtbar und ja, auch nicht sooo teuer wie Kartenzahlungen.
Im Gegensatz dazu sind die skandinavischen Länder, insbesondere Norwegen und Schweden, Vorreiter auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft. Hier sind einige Gründe, warum Skandinavier kaum noch Bargeld benutzen:
- Technologische Affinität: Skandinavier sind technikaffin und nehmen neue Technologien schnell an. Mobile Payment-Lösungen wie Swish in Schweden oder Vipps in Norwegen sind weit verbreitet und machen das Bezahlen per Smartphone zum Kinderspiel.
- Sicherheit: Elektronische Zahlungen gelten als sicher und zuverlässig. Skandinavische Länder haben strenge Sicherheitsstandards und die Bevölkerung vertraut den digitalen Zahlungsmethoden.
- Staatliche Unterstützung: Die Regierungen in Skandinavien fördern den Übergang zu bargeldlosen Zahlungen aktiv. Dies reduziert unter anderem die Kosten für das Drucken und Verteilen von Bargeld und bekämpft gleichzeitig Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung.
- Praktikabilität: Für viele Skandinavier ist es einfach bequemer, keine Münzen und Scheine mit sich herumzutragen. Alles wird mit der Karte oder dem Smartphone bezahlt, vom Kaffee im Café bis zur Miete.
Ein Blick in die Zukunft
Der Vergleich zwischen Deutschland und Skandinavien zeigt, dass die Zukunft des Zahlungsverkehrs in verschiedene Richtungen gehen kann. Während Deutschland noch stark am Bargeld festhält, zeigen die skandinavischen Länder, dass eine bargeldlose Gesellschaft durchaus möglich und funktional ist.
Der Austausch mit meinem norwegischen Bekannten hat mir gezeigt, dass es keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg gibt. Es hängt von den kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten eines Landes ab. Vielleicht werden auch die Deutschen in den kommenden Jahren zunehmend auf elektronische Zahlungen umsteigen. Bis dahin bleibt Bargeld ein fester Bestandteil des deutschen Alltags, während in Skandinavien das Kartencase den Geldbeutel längst abgelöst hat.
Indem wir voneinander lernen und offen für neue Technologien und Praktiken sind, können wir die Vorteile beider Systeme nutzen und eine flexible, sichere und effiziente Zahlungslandschaft schaffen.
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